Gedichte

 

Zahn der Zeit

 

Sachte nagt der Zahn der Zeit

wohl an allen Dingen.

Jeder, der dies leugnen will,

wird ewig damit ringen.

 

Glockenschlag verkündet Zeit,

Zeit, die schon vergangen,

doch er kündet auch die Stund,

die neu angefangen.

 

Christiana Zöchling

 


 

 

Das Laster

 

Ein Mensch, der gern viel isst und trinkt,

urplötzlich krank darnieder sinkt.

Er hat es plötzlich mit dem Magen

und Gallensteine ihn auch plagen.

Probleme gibt’s mit seinen Därmen

und selten kann er sich erwärmen.

Eiskalt sind seine Hände, Füße,

die Leber schickt ihm kranke Grüße

und zu guter Letzt das Herz,

bereitet ihm zusehends Schmerz.

So sieht der Mensch sich nun gezwungen

und hat sich schließlich durchgerungen,

bei Speis und Trank sich zu enthalten.

Der Mensch wär nun fast ohne Tadel,

gänzlich schon vornehmer Adel

und sucht sich anders zu entfalten,

mit neuen Lastern, statt der Alten.

 

Christiana Zöchling

 

 


 

 

Fastenzeit

 

Die Fastenzeit beginnt gerade,

da finde ich es auch schon schade,

dass ich, auf dieses oder jenes nicht

nur Verzichte leisten soll, ich armer Wicht.

Oh nein, ich solle in mich gehen,

um mich noch besser zu verstehen.

Doch frag ich mich, wie soll ich denken,

wenn die Gedanken mich nur lenken,

auf Essen, Trinken und Genuss,

auf den ich ja verzichten muss.

So komm ich nach nur einem Tage,

zum Schluss, dass ich mich zu sehr plage,

meine Begierden still zu halten,

so bleibt alles halt beim Alten.

 

Christiana Zöchling

 

 


 

___Du bist willkommen___

 

Begrüße laut das Leben,

begrüße laut das Licht.

Nun, da du mir gegeben,

lieb ich dich, kleiner Wicht.

 

Ich will für dich Sorge tragen,

so lange du es willst.

Lieben werde ich dich immer,

auch, wenn du nicht hier bist.

 

Ich will für dich Sorge tragen,

so lange du es brauchst.

Lieben werde ich dich immer,

wenn du dein Leben auch verbaust.

 

Zur Verantwortungslosigkeit

dies kein Freibrief ist.

Nur sei dir stets gewiss,

dass eine liebend’ Mutter, immer Mutter ist.

 

Christiana Zöchling



Neues Leben

 

Fühle

die Freude, die dich durchdringt,

wenn neues Leben

in dir beginnt.

 

Spüre

den Schmerz, der dich befreit,

wenn dieses Leben

zum ersten Mal schreit.

 

Lebe

die Liebe, die dich ergreift,

wenn dieser kleine Mensch

ins Leben reift.

 

Christiana Zöchling


 

Almwiesen im Herbst

 

 

Wiesen, zugesponnen vom Altweibersommer.

In der Morgensonne, taunass,

glitzern tausende Tropfen.

 

Weg geküsst!

 

Aufsteigend als Nebel,

wie zarte Schleier.

Tröstende Stille, unendlich.

 

Wach geküsst!

 

Du hörst dein eigenes Herz laut klopfen,

so still ist hier der Morgen.

 

Unendlich still!

 

Christiana Zöchling

 

 



 

Erster Schnee

 

Leise, ganz leise,

kam der Winter über Nacht.

Leise, ganz leise,

fallen Flocken auf das Dach.

Auf den Wiesen,

auf den Feldern,

weiße Decken, zart und fein,

leise, ganz leise

hüllt der Schnee die Erde ein.

 

Christiana Zöchling

 

 


 

Tanz der Flocken

 

Flocken, so weiß,

vom Himmel leis`,

taumeln, purzeln, schweben.

Mit leisem Hauch,

flüstert er auch,

lässt plötzlich der Wind sie erbeben.

Flocken, so weich,

decken den Teich,

Felder, Wiesen und Gräben.

 

Christiana Zöchling

 

 


Weihnachtsglück

 

Wonach sehnen wir uns alle,

was wär' unser größtes Glück?

Woll'n wir wirklich all die Dinge

überall das größte Stück?

Oder ist es nur die Sehnsucht

nach der Liebe, die uns quält?

Und die g'rade nun zum Feste

uns jetzt deutlicher noch fehlt.

Kaufen wir uns all die Dinge,

weil wir zur Lieb' nicht fähig sind?

Wär's nicht schöner, wenn uns heuer

jemand in die Arme nimmt?

Schenken wir doch alle wieder

ein ganz rießengroßes Stück,

feste in den Arm genomm'nes,

herzenswarmes Weihnachtsglück!

 

Christiana Zöchling